29. May 2024

Gedanken zu Nachhaltigkeit und regenerativer Landwirtschaft

Nachhaltiges Handeln und die Rolle der Landwirte als Hüter der Natur und Biodiversität gewinnen zunehmend an Bedeutung. In diesem Beitrag möchten wir unsere Gedanken zu diesem Thema mit euch teilen und euch einen möglichst tiefen Einblick in unsere Arbeit gewähren. So könnt ihr nachvollziehen, warum wir tun, was wir tun, und warum wir viel Sinn darin sehen, die Dinge so zu tun, wie wir sie tun. Wir möchten euch unsere Perspektive vermitteln, damit ihr euch eure eigene Meinung bilden könnt. Gleichzeitig möchten wir euch das Konzept der regenerativen Landwirtschaft näherbringen, nach dessen Prinzipien wir unsere Weinbergsarbeit ausgerichtet haben. Was uns antreibt ist schließlich nicht nur guten Wein zu machen, sondern auch eine sinnvolle und naturnahe Arbeit leisten zu können.

 

Was ist nachhaltig?

Für alle Winzer geht es beim Thema Nachhaltigkeit primär um die Bewirtschaftung. Ein Thema, dass natürlich omnipräsent ist und aufgrund seiner zentralen Bedeutung und umfangreichen Implikationen in fast jede Entscheidung mit einfließt. Diese Entscheidungen haben direkten Einfluss auf die spätere Qualität des Weines und die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Das macht den Begriff deutlich komplexer, als er für den Konsumenten auf den ersten Blick scheint. Die Verbraucher werden mittlerweile mit einer Vielzahl von Schlagworten, Zertifizierungen und Green Labels bombardiert. So entstand über die Jahre ein Dschungel an Aussagen, welche den Bereich Landwirtschaft immer abstrakter erscheinen lassen und die Realität mehr oder weniger verzerren. Betrachten wir alles mal ganz pragmatisch, geht es bei unserer Arbeit überhaupt nicht um Zertifizierungen. Es geht auch nicht um den stets heftig diskutierten Pflanzenschutz, der nur einen Bruchteil vom großen Ganzen ausmacht. Was ist dann überhaupt nachhaltig? Nachhaltigkeit ist ökologisch, ökonomisch und sozial. Nachhaltig ist auch, Ressourcen so zu nutzen, dass sie langfristig erhalten bleiben und zukünftige Generationen nicht benachteiligt werden. Eigentlich ganz einfach. Intuitiv wissen wir Menschen auch meist, was gut ist und was nicht. Man sieht es, wenn man genau hinschaut.

Man könnte meinen, der Zertifizierungsdschungel hat mit Generalverdacht und Dogmatismus die Branche gespalten (das ist vielleicht auch Ausdruck unserer Zeit). Natürlich werden auch wir oft gefragt, nach welchem „Regelwerk“ wir arbeiten, welche Maßnahmen wir ergreifen, um Nachhaltigkeit zu erzielen, ob wir biologisch zertifiziert sind bzw. warum wir es nicht sind, wie wir zu Themen wie der Biodynamie stehen oder was denn eigentlich diese „Regenerative Landwirtschaft“ ist, auf die wir uns stets beziehen. Es ist gut, dass die Leute Fragen stellen und sich interessieren, immerhin geht es um viel. Wir empfinden die Weingartenbewirtschaftung als eine spannende, interessante und unglaublich vielseitige Arbeit, über die wir uns stundenlang austauschen könnten. Wir beschäftigen uns jeden Tag damit und sehen, welche Reaktionen unsere Aktionen in der Natur bewirken. Wir lernen ständig dazu. Wir wollen es jedes Jahr noch besser machen. Und darüber wollen wir auch berichten. Das Thema ist heute eindeutig in der zentralen Wahrnehmung der Menschen angekommen, und das ist prinzipiell auch gut so. Solange man offen bleibt. Denn, eines vorweg:

 

„Nachhaltigkeit muss individuell erzielt werden. Es gibt keine One-size-fits-all-Lösung.“

 

Wir setzen uns kritisch mit unserer Arbeit und den aktuellen Entwicklungen rund um Klima und Technologie auseinander, deswegen empfinden wir es als wichtig, Zertifizierungen ebenso kritisch zu hinterfragen. Das ist besonders relevant, da wir uns unserer Verantwortung gegenüber dem Land, das wir bewirtschaften, bewusst sind und entsprechend handeln möchten.

 

Ein kritischer Blickwinkel

Eine Zertifizierung bedeutet immer auch eine Einschränkung des Handlungsspielraums für den Lizenznehmer, was zunächst unproblematisch erscheint, da sie andernfalls bedeutungslos wäre. So spielen alle nach denselben Regeln. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch ein nicht zu unterschätzendes Problem: Die weinbaulichen Voraussetzungen der einzelnen Betriebe unterscheiden sich teils erheblich voneinander. Ein prominentes und nachvollziehbares Beispiel dafür ist das EU-Biosiegel: Die Zertifizierungsvorgaben werden europaweit einheitlich angewendet, ohne auf klimatische oder topographische Besonderheiten einzelner Anbaugebiete Rücksicht zu nehmen. Daraus ergibt sich, dass einige Produzenten aufgrund ihrer geografischen Lage einen natürlichen Vorteil zur Erfüllung der Vorgaben haben, während andere klar benachteiligt werden. Somit kann nicht jeder Bio-Betrieb gleichermaßen nachhaltige Landwirtschaft betreiben. Nun entscheiden sich manche Winzer natürlich trotzdem aus Überzeugung für diesen Weg, um das Beste für ihre Weingärten zu tun. Andere wiederum erkennen möglicherweise die Schwierigkeiten (und mitunter die fehlende Nachhaltigkeit), die eine solche Zertifizierung in ihrem Anbaugebiet mit sich bringt. Diese Kollegen handeln dann vielleicht auch aufgrund von Vermarktungszwängen oder Marktdruck, etwa um ihre Marktposition zu sichern oder Anforderungen großer Handelspartner zu erfüllen (wer verübelt es ihnen?). Ergo: Manchmal ergibt die Zertifizierung im Puncto Nachhaltigkeit Sinn, manchmal weniger.

Wie dem auch sei – seit dem EU Green Deal ist besonders das Thema Pflanzenschutz in unserer Branche heiß diskutiert. Kaum ein Bereich polarisiert die Gesellschaft mehr als die Frage, welche Mittel (oder Gifte) zur Anwendung kommen. Manchmal wirkt es auf uns, als wäre es für viele das einzig relevante Thema, wenn es um nachhaltige Landwirtschaft geht. Das ist es natürlich nicht. Da Pflanzenschutz die Debatte aber besonders anheizt, wollen wir hier starten.

 

Pflanzenschutz

Pflanzenschutz ist essenziell. Ohne ihn wäre keine Agrarwirtschaft möglich. Auch kein Weinbau. Selbst Pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PIWI) verlieren mit der Zeit ihre eingekreuzten Resistenzen. Kein Wunder also, dass viel über Spritzmittel gesprochen wird. Für Konsumenten ist dieses Thema greifbar und verständlich, weshalb es im Mittelpunkt der Diskussion steht. Das Resultat sind (gefühlt) zwei Lager: Bio oder nicht-Bio. Auch wenn die Sache von einer ordentlichen Portion Dogmatismus geprägt ist, liegt die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen, abhängig vom Standort.

Angesichts der vielen unterschiedlichen Meinungen und Aussagen kann man es niemandem verübeln, wenn er oder sie nicht mehr durchblickt, was er oder sie eigentlich im Glas hat. Um dies besser zu verstehen, müsste man mit den Produzenten in die Weingärten gehen, mitarbeiten und sich die Pflanzen sowie den Boden (insbesondere die Erde) genau anschauen. Das wäre aber zu kompliziert und zeitaufwändig, deswegen sind Zertifizierungen ja entstanden. Trotzdem lässt sich dadurch aber keine einfache Aussage über „Nachhaltigkeit“ treffen.

Zurück zum Pflanzenschutz: Je nach Anbaumethode (zB konventionell oder biologisch), sind gewisse Mittel erlaubt. Beim biologischen Pflanzenschutz etwa will man keine „naturfremden“ Mittel einsetzen. Das ist im Großen und Ganzen gut und auch ein Grund für uns, selbst biologisch-orientierten Pflanzenschutz zu praktizieren. Solange die Wetterbedingungen mitspielen, gibt es in der Regel keine Probleme damit. Der biologisch-organische Rahmen für Pflanzenschutz hat einige positive Grundzüge, die wir im Folgenden kurz herausstreichen möchten.

 

Was wir beim Pflanzenschutz gut finden

Pflanzenschutzmittel die für biologischen Weinbau zugelassen sind hinterlassen in der Regel keine bedenklichen Rückstände in den Trauben (jedoch im Boden, dazu gleich mehr). Man muss aber einwerfen, dass dabei entgegen des allgemein vorherrschenden Idealbilds, ebenso chemisch aufbereitete und ökotoxologische Spritzmittel eingesetzt werden. Deswegen haben sie ja auch eine Wirkung gegen Schaderreger.

Ein Vorteil ist, dass diese Mittel (insbesondere Kupfer) deutlich weniger zur Entwicklung von Resistenzen bei Schädlingen und Krankheiten beitragen. Synthetische Wirkstoffe können oft zu Resistenzen führen, was den langfristigen Schutz der Weinstöcke erschweren kann und weswegen diese in einer ganz bestimmten „Spritzfolge“ eingesetzt werden müssen.

In der Theorie ermöglicht der biologische im Gegensatz zum konventionellem oder kontrolliert-integriertem Pflanzenschutz den Reben außerdem, etwas mehr für ihren eigenen Schutz zu tun. Es sollen die natürlichen Abwehrmechanismen der Reben gestärkt werden, idem sie dazu angeregt werden, eigene Abwehrstoffe zu produzieren. So sollen sie langfristig widerstandsfähiger gegen Krankheiten werden. Das ist zwar wünschenswert und plakativ, aus eigener Erfahrung müssen wir aber einräumen, dass dies im Regelbetrieb nur schwer nachzuweisen ist. Infektionen müssen durch den präventiven Einsatz der Mittel bereits im Vorfeld von uns unterbunden werden, andernfalls gäbe es keine Wirkung.

In Bio zugelassene Spritzmittel sind non-invasiv, da eigentlich nur mit „Belagsmitteln“ gearbeitet wird. Es sind seit 2013 keine Spritzmittel zugelassen, die in den Saftstrom aufgenommen werden können und von innen, also systemisch, wirken. Die Krux bei Belagsmitteln: Die Triebe der Rebe wachsen schnell und der Spritzbelag muss fast wöchentlich erneuert werden, was den Spritzaufwand in vielen Fällen intensiviert, die Böden durch häufigere Durchfahrten stärker belastet und somit auch finanziell höhere Aufwendungen bedeuten kann. Bei günstiger Wetterlage, also bei trockener Witterung, stellt das in der Regel kein Problem dar. Wenn wir allerdings mit einer schwierigen Wetterlage konfrontiert sind, wie es im Kamptal oft der Fall ist (und mit voranschreitendem Klimawandel vermutlich auch häufiger der Falls ein wird), sieht die Sache leider anders aus.

Der biologisch-organische Rahmen für Pflanzenschutz bringt viele erstrebenswerte Vorteile für nachhaltige Bewirtschaftung mit sich, doch er hat auch eine Schattenseiten, die wir ganz offen kritisieren.

 

Was wir nicht gut (und nicht nachhaltig) finden

Sehen wir uns eine problematische Pflanzenschutzsituation anhand eines aktuellen Beispiels im Kamptal an. Es ist Ende Mai 2024. Die Wetterprognose: Regen, Regen, Regen. Gerade steht uns die heikelste Phase im Pflanzenschutz bevor, die Blüte. Es besteht Handlungsbedarf. Wie schützen wir unsere Reben und unseren Ertrag? Wie gehen wir „richtig“ mit der Situation um? Der Regen, über den wir uns in den meisten Fällen freuen, kostet uns in der Pflanzenschutzsaison viele Nerven. Ob die biologische Variante in diesem Fall wirklich immer nachhaltiger ist als die anderen, ist fragwürdig. Warum?

 

1. Bodenverdichtung

Die Spritzbrühe wird meist mit dem Traktor ausgebracht, was bedeutet, dass der Traktor nun in einen völlig nassen Boden fahren muss, um die kurzen, trockenen Zeitfenster für das Spritzen auszunutzen. Es herrschen dann besonders ungünstige Bodenverhältnisse vor. Nasser Boden hat die Eigenschaft, sich besonders stark zu verdichten und zu verkleben, das Bodengefüge wird großteils zerstört und das wichtige Bodenleben sowie das Wurzelwachstum gehemmt. Das lässt sich nur schwierig und mit viel Aufwand und Zeit „reparieren“. Und auch wenn kaum ein Konsument daran denkt: Bei nachhaltigem Weinbau sollte es primär um unsere Böden gehen. Kaum etwas anderes ist vergleichsweise so wichtig. In der Realität belastet der biologische Pflanzenschutz leider oft die Böden, besonders wenn er industriell und unüberlegt praktiziert wird. Dabei sollte der Boden bestimmen, wie mit dem Weingarten umgegangen werden sollte.

 

2. Kupfer

Der Traktor verdichtet mit einer Vielzahl an Durchfahrten nicht nur den Boden; hinzu kommt das Kupfer. In der biologischen und biodynamischen Landwirtschaft gibt es derzeit keine zugelassene Alternative zu Kupfer als natürliches Fungizid. Es wird eingesetzt im Kampf gegen den falschen Mehltau, die für uns am schwierigsten zu bekämpfende Pilzkrankheit. Die Kupfer-Ionen müssen in ausreichender Anzahl auf der Pflanzenoberfläche verteilt werden, um jede Pilzspore zu erfassen und deren Auskeimung zu verhindern. Das Problem ist der Regen, der den Spritzbelag regelmäßig abspült, weshalb in regenreichen Wetterphasen Kupfer in großen Mengen zum Einsatz kommt. Aufgrund seiner chemischen Stabilität wird Kupfer nicht leicht abgebaut, sondern bleibt im Boden gebunden und reichert sich dort an. Im Laufe der Zeit nimmt also die Konzentration von Kupfer im Boden zu, insbesondere in den oberen Schichten, was aufgrund der ökotoxikologischen Eigenschaften des Schwermetalls langfristig sehr problematisch ist. Für Pflanzen ist Kupfer zwar ein lebensnotwendiges Spurenelement, das für die Photosynthese und viele andere wichtige Stoffwechselvorgänge benötigt wird, doch eine erhöhte Belastung wirkt phytotoxisch und kann auch zu Wurzelschäden oder absterbenden Blättern führen. Hohe Kupferkonzentrationen können außerdem das Bodenleben beeinträchtigen. Mikroorganismen und Bodenlebewesen wie Regenwürmer, die für die Bodenfruchtbarkeit wichtig sind, können durch erhöhte Kupferwerte geschädigt werden, das wurde umfassend untersucht (und wird auch weiter erforscht). Hohe Belastungen mit Kupfer werden ab einem Boden-pH-Wert unter 5 besonders kritisch, da dann die Verfügbarkeit von Kupfer stark ansteigt. Paradoxerweise ist Kupfer damit eigentlich nicht so einfach mit nachhaltigem Weinbau zu vereinbaren. Für den biologischen Pflanzenschutz ist es jedoch mangels Alternativen unerlässlich. Die EU hat die Zulassung daher verlängert. Aktuell dürfen durchschnittlich 4 kg Reinkupfer pro Hektar und Jahr ausgebracht werden. Die zulässige Dosis wurde in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach reduziert, was in manchen Weinbaugebieten problematisch ist, weil dort ein größerer Bedarf besteht. Spätestens wenn Kollegen berichten, dass sie in einer schwierigen Saison 20-mal spritzen mussten, sollte sich jeder die Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen stellen.

Weil Kupfer ökotoxikologisch höchst bedenklich ist, nimmt es einen der obersten Ränge auf jener Liste ein, auf der die EU die zu substituierenden Pflanzenschutzmittel aufführt. Nicht umsonst gibt es im Weinbau auch eine Fraktion, die dem Kupfer berechtigterweise kritisch gegenübersteht und nicht zuletzt gilt es, auch die Landwirtschaft und die Konsumenten für das Thema Kupfer zu sensibilisieren. Weil fast alle Winzer davon abhängig sind, kann Kupfer aber nicht einfach so gestrichen werden. Solange es keine Alternative gibt, wird es uns als eines der wenigen wirksamen natürlichen Fungizide erhalten bleiben.

 

Ein (schon damals) guter Ansatz: der Einsatz von Kaliumphosphonat

Obwohl seit langem eigentlich einen sehr guten Ansatz gäbe um die Kupferproblematik und auch die ökonomische Sicherheit in den Griff zu bekommen, nämlich den gezielten Einsatz von geringen Mengen Kaliumphosphonat. Mit einer durchdachten Kombination aus Kupfer und Kaliumphosphonat ließe sich im Pflanzenschutz ein Maximum an Ökologie erreichen. Bedauerlicherweise verlor Kaliumphosphonat 2012 seine Zulassung als biologisch-organischer Wirkstoff, vermutlich aufgrund des Lobbyings südeuropäischer Weinbauländer. Diese Länder, die wegen des trockenen Klimas weniger auf ein solches Pflanzenschutzmittel angewiesen sind, argumentierten gegen Kaliumphosphonat mit Verweis auf dessen synthetische Herstellung und die daraus resultierende Unvereinbarkeit mit den Prinzipien des biologischen Pflanzenschutzes. Dabei wird offensichtlich übersehen, dass auch unsere Kupfer-Spritzmittel synthetisch hergestellt werden.

Das beispielsweise in Algen natürlich vorkommende Phosphonat dringt in den Saftstrom der Pflanze ein und verteilt sich im Gewebe, wodurch es die Rebe für einen längeren Zeitraum von innen schützt. Dadurch eignet es sich besonders für den Einsatz vor/bei instabilen Wetterlagen. Unter solchen Bedingungen könnte Kaliumphosphonat nicht nur die benötigten Kupfermengen erheblich reduzieren, sondern auch die Anzahl der Durchfahrten im Weinberg senken, was Boden, Reben und letztlich auch der Ökonomie und Weinqualität zugutekäme. Das wäre optimierter, naturnaher und ökologisch nachhaltiger Pflanzenschutz. Ein durchdachtes Regulierungssystem sollte eine solche Möglichkeit nicht einfach ausschließen (wie im Fall des EU-Bio-Siegels), sondern die teils erheblichen Unterschiede zwischen den europäischen Weinbaugebieten berücksichtigen. Warum ist das relevant?

 

Es geht nicht ohne ökonomische Nachhaltigkeit

Im schlimmsten Fall kann das rigide Pflanzenschutz-Korsett der EU-Bio-Zertifizierung in extrem ungünstigen Wetterverhältnissen zu einem hohen Ernteausfall oder einem Totalverlust führen. Intensiver Pflanzenschutz bei fallenden Erträgen; das scheint nicht nur paradox, sondern verdeutlicht auch die Grenzen eines nachhaltigen biologischen Weinbaus. Wenn die Trauben den diversen Pilzkrankheiten zum Opfer fallen, weil der Spritzbelag ständig vom Regen abgewaschen wird und nicht zeitgerecht erneuert werden kann (auch der Faktor Zeit ist eine große Hürde für einige kleinere Betriebe), dann wird Weinbau bald unrentabel. Sprich, keine (kleine) Ernte bei vollem (oder deutlich erhöhtem) Aufwand, also der volle Einsatz von Ressourcen, auch finanziell. Solange Umwelt und Konsumenten die Kosten tragen, funktioniert das natürlich. Aber wir meinen: nicht um jeden Preis.

Wir wollen nicht einfach zusehen müssen, wie die Trauben trotz aller Bemühungen am Rebstock verfallen, weil wir aufgrund einer Zertifizierung, die wir sonst verlieren würden, nicht mehr reagieren können. Mein Bruder und ich wollen in anspruchsvollen Situationen in der Lage sein, unsere Erträge zu sichern, auf eine Weise, die auch unsere die Böden und Kulturanlagen schont. Für uns bedeutet das, den Einsatz eines Pflanzenschutzmittels wie Kaliumphosphonat nicht grundsätzlich auszuschließen, zudem ist es ökologisch unbedenklicher als Kupfer.

So haben wir Nachhaltigkeit im Punkto Pflanzenschutz für uns persönlich definiert, und darin finden wir wirklich Sinn. Das impliziert vielleicht, dass alles erlaubt sein sollte, um das Ziel zu erreichen. So sehen wir das aber eben auch nicht, denn es ist klar, dass wir uns natürlich in einem gewissen Rahmen an Maßnahmen bewegen. Es gilt herauszufiltern, welche Handlungen wir setzen die eine positive Auswirkung auf unsere unmittelbare Umwelt haben bzw. wie wir die schädlichen Auswirkungen in Grenzen halten können, etwa beim Pflanzenschutz. Selbstverständlich gibt es eine Vielzahl synthetischer Mittel, die definitiv nicht zum Einsatz kommen sollten, darunter auch Herbizide und Insektizide (dazu später noch mehr).

Was Kaliumphosphonat betrifft sind wir aber nicht alleine mit unserer Meinung. In unserer Branche wird diese Debatte aktiv geführt und einige machen sich für eine Wiederzulassung stark. Was das Bio-Siegel betrifft, könnte eine kleine Anpassung wie diese dazu führen, das Versprechen des Siegels auch für die Anwender realistischer und praktikabler zu machen, mit echtem Mehrwert für Umwelt, Konsumenten und Winzer gleichermaßen.

Für alle, die sich dafür interessieren, hier sind jene Mittel, die bei uns beim Pflanzenschutz zum Einsatz kommen:

Netzschwefel
Kupferhydroxid
Kräuter- und Algenextrakte
Kaliumhydrogenkarbonat (Backpulver)
Kaliumphosphonat
Kokosseife
Orangenöl

Das Thema Pflanzenschutz haben wir hiermit ausführlich beleuchtet. Welche Aussage lässt sich nun über die Nachhaltigkeits-Implikationen einer solchen biologischen Zertifizierung treffen?

 

Vermarktungstool?

Was auf der Hand liegt, ist, dass in einer Zeit zunehmender Umweltbewusstheit das Thema Nachhaltigkeit von der Marketingindustrie immer stärker ausgeschlachtet wird. Dadurch entsteht ein verzerrtes Gesamtbild, das sich irgendwo zwischen Greenwashing und wertvoller Information bewegt.

Um beim Beispiel Bio und Nicht-Bio zu bleiben: Auch wenn sich in der Öffentlichkeit eine zunehmende Einigkeit unter Verbrauchern abzeichnet, dass biologisch produzierte Weine stets die nachhaltigere (oder gesündere) Wahl sind, sollte man sich bewusst machen, dass dies zwar grundsätzlich nicht falsch, aber auch nicht pauschal richtig ist. Natürlich ist es nicht praktikabel, sich mit jedem einzelnen Produkt individuell auseinanderzusetzen, um es möglichst informiert bewerten zu können. Hinzu kommt, dass man auch die Qualität der Informationen bewerten können müsste, die von den Betrieben bereitgestellt werden. In diesem Zusammenhang macht eine Zertifizierung aus Sicht der Konsumenten durchaus Sinn und stellt eine logische Entwicklung dar. Sie hat jedoch nicht bei jedem Anwender die gleiche Aussagekraft – eine Tatsache, die sich nur schwer beurteilen lässt, sofern man das überhaupt möchte.

Nachhaltigkeit ergibt sich in unserer Branche aus einer Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen. Festzuhalten ist jedoch, dass die wichtigsten dieser Maßnahmen in der Bodenbewirtschaftung und Landschaftspflege zu finden sind. Diese bekommen allerdings kaum öffentliche Beachtung, geschweige denn gibt es hierfür ein entsprechendes Siegel, dem Konsumenten vertrauen könnten. Dadurch droht vor allem der Begriff „Bio“ in der Weinwirtschaft zunehmend zu einem reinen Marketinginstrument zu verkommen, ohne dass sich die Anwender ernsthaft mit bodenverbessernden und regenerativen Maßnahmen oder deren Wirkmechanismen auseinandersetzen (müssen). Leider spiegeln die heutigen Zertifizierungsstandards des EU-Biosigels kaum noch die ursprünglichen Prinzipien und Praktiken wider, die ihre Gründer in den 1930er Jahren entwickelt hatten. Stattdessen ermöglichen sie oft eine industrielle und teils sogar bodenschädigende Landwirtschaft, die sich jedoch besser vermarkten lässt. Spätestens wenn aus Marketinggründen für diese Weine zudem extrem schwere Glasflaschen zum Einsatz kommen, verliert ein solches Siegel endgültig seinen Sinn. Denn, was kaum jemand bedenkt, der größte Teil des CO₂-Fußabdrucks eines Weines entsteht unmittelbar durch die Verpackung und das Gewicht der Glasflasche (Energie bei der Herstellung, Transport, etc.).

 

Nachhaltigkeit weiterdenken

In Zeiten des Klimawandels, in denen Wetterextreme zunehmen, versuchen wir uns als junge Winzer nun der Frage nach der wirklichen Nachhaltigkeit weiter anzunähern. In unserem Verständnis darf diese nicht nur ökologisch und sozial gedacht werden, sondern auch ökonomisch. Eine nachhaltige Weinproduktion erfordert nicht nur den Verzicht auf synthetische, „naturfremde“ Chemikalien und Kunstdünger, sondern auch eine Anpassungsfähigkeit, die den Erhalt der Ernte in widrigen Bedingungen und so auch die Rentabilität sicherstellt. Und noch viel wichtiger, erfordert sie eine stärkere Hinwendung zum Boden (und zur Bodenbiologie) als zentraler Drehpunkt der Maßnahmen. Hier liegt die nächste Evolutionsstufe des nachhaltigen Weinbaus, und zwar nicht nur, weil ein guter Boden unglaublich viel CO₂ aus der Atmosphäre binden oder große Regenmengen speichern kann.

 

Unsere Erkenntnis

Produzenten und Konsumenten benötigen dringend einen inklusiveren, ganzheitlichen Ansatz, der sich an verschiedene Bedingungen, Regionen und Landschaften anpassen lässt, alle Methoden und Ergebnisse bewertet und eine gerechte, gesunde und ökologische Welt fördert.

Deshalb wollen wir den Fokus hin zum Boden lenken. Dieser ist die eigentliche Grundlage für das gesamte Ökosystem Weingarten und damit der wichtigste Hebel in puncto Nachhaltigkeit. Der Boden und seine Kohlenstoffkreisläufe sind von uns steuerbar, gerade deswegen sollte er stärker ins Zentrum unserer Wahrnehmung und Arbeit gerückt werden.

Ich glaube wir sind bei weitem nicht alleine mit unserer Meinung, wenn wir sagen, dass wir uns als Winzer auf unsere Arbeit konzentrieren, am besten ohne viel unnötiger Bürokratie. Das macht die Regenerative Landwirtschaft als Bewirtschaftungsphilosophie attraktiv und effektiv. Es geht um einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem die Bedeutung eines gesunden Bodens und dessen Integrität im Mittelpunkt stehen. Jeder Landwirt kann seine Arbeit nach diesen ganz klaren Prinzipien ausrichten, ob zertifiziert oder nicht zertifiziert. Das Ziel bleibt das Gleiche. Das wichtigste: Hier werden von Grund auf die Vielfalt klimatischer und geologischer Bedingungen in den unterschiedlichen weinbaulichen Gegebenheiten mit einbezogen. Der Anwender steuert die Maßnahmen individuell. Der Pflanzenschutz etwa ist eines von vielen Themen, aber spielt absolut keine übergeordnete Rolle, so wie in der aktuellen Nachhaltigkeitsvorstellung. Die Herausforderung für eine Zertifizierung besteht aber gerade darin, einen Rahmen zu schaffen, der Raum für Vielfalt lässt, gleichzeitig aber klare Leitlinien für regenerative Praktiken definiert.

 

Regenerative Landwirtschaft

Wie der Name bereits andeutet, geht es bei der regenerativen Landwirtschaft im Kern darum, die Fruchtbarkeit der Böden zu erhalten oder zu regenerieren. Dies gelingt am besten, indem man die Böden möglichst ungestört lässt und auf natürliche Kreisläufe aufbaut und vertraut. Das Konzept basiert auf dem Verständnis des lebendigen Mikrokosmos unter der Erdoberfläche und der Zusammenarbeit von Pflanzen, Mikroorganismen und Pilzen. Dadurch verändern sich unsere Bewirtschaftungspraktiken automatisch. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören, den Boden nicht tiefer als unbedingt nötig zu pflügen oder umzugraben, eine vielfältige Pflanzengemeinschaft zu kultivieren und Monokulturen durch den gezielten Einsatz von Begrünungen, Bäumen und Landschaftselementen zu durchbrechen, wodurch die Böden zugleich vor Erosion durch Sonne, Wind und Starkregen geschützt werden.

Diese Praktiken tragen dazu bei, die Bodenstruktur und insbesondere die darin lebenden Organismen zu erhalten, die essenziell für das Pflanzenwachstum sind. Beispielsweise fördern einige Mikroorganismen die Stickstoffaufnahme, die Pflanzen für die Photosynthese benötigen. Im Gegenzug versorgen die Pflanzen diese Mikroorganismen mit Kohlenstoff aus der Luft. Einige Bakterien nutzen diesen Kohlenstoff wiederum, um den Boden mit essenziellen Nährstoffen anzureichern. Dieses natürliche Zusammenspiel bildet die Grundlage für einen fruchtbaren, gesunden Boden und damit für eine wirklich nachhaltige Landwirtschaft.

 

Regenerativer Weinbau

Durch ein verändertes Bewusstsein und ein besseres Verständnis für die natürlichen Prozesse, hat sich auch unsere Arbeit in den Weingärten verändert und weiterentwickelt. Wir können mit gezielten, kultivierenden Maßnahmen die Bodenlebendigkeit, die Artenvielfalt und auch die Rebgesundheit fördern. Wir begegnen nicht einfach nur Schädlingen, Krankheiten und Unkräutern, sondern einem in sich schlüssigen System von Ursachen und Wirkungen, das wir nur besser begreifen müssen und durch unsere kultivierenden und ausgleichenden Maßnahmen behutsam aber wirkungsvoll beeinflussen können. Diese enge Beziehung zur Natur und das tiefere Verständnis um das Ökosystem Weingarten schaffen letztlich die Basis für jene überlegten Maßnahmen, die am Ende gesunde Böden und qualitativ hochwertige Trauben zum Resultat haben. Und diese Trauben sind es, die den Charakter ihrer Herkunft und die Bodenlebendigkeit am besten widerspiegeln und aus denen großartige Weine entstehen können, davon sind wir überzeugt.

 

Kollegialität und Wissensaustausch

Entscheidend ist für uns dabei auch der Wissens- und Erfahrungsaustausch mit Kollegen, regional und überregional. In der gerade die Verantwortung übernehmenden Winzergeneration spürt man ein hohes Maß an intellektueller Energie. Viele haben studiert, sind weit gereist und haben dabei einiges gelernt und erprobt. Sie haben die Möglichkeiten unserer Zeit genutzt. Wir sehen darin ein geniales Umfeld und den Nährboden für viele positive Entwicklungen. Es werden Erfahrungen ausgetauscht, Best Practices und wissenschaftliche Erkenntnisse diskutiert und gemeinsam weiterentwickelt. So schwappen Ideen aus aller Welt in den eigenen Weingarten. Mit einer guten Portion Trial and Error meist erfolgreich. Am Ende beschäftigt eigentlich jeden von uns die Frage nach der idealen Bewirtschaftungsweise. Das war früher genauso wie heute. Im Vergleich zu damals haben wir heute allerdings einen großen Vorteil: Das Verständnis über die Wirkmechanismen in unseren Ökosystemen ist weit über das traditionelle Erfahrungswissen hinausgewachsen und wissenschaftlich fundierter. Vieles von dem, was unsere Vorfahren für den Erhalt der Bodengesundheit getan haben, ist auch aus heutiger Sicht schlüssig und sinnvoll. Andere Dinge wiederum, wie beispielsweise das tiefe Umpflügen der Erde, erwiesen sich im Lichte neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse als ungünstige Praktiken. Aus all dem gemeinschaftlich generierten Wissen und den Erfahrungen leiten wir am Ende eine auf unsere weinbaulichen Gegebenheiten abgestimmte und individuell angepasste Strategie ab, welche sich im Kern aus einer Kombination von Kompostmanagement, Begrünungsmanagement, Bodenbelüftung und Landschaftsgestaltung zusammensetzt. Ein System aus intelligenten Maßnahmen, bei dem die ökologische wie auch die ökonomische Nachhaltigkeit gesichert wird. Keine Zwänge. Wir reagieren auf die Pflanze, den Boden, die Witterung und auf Veränderungen. Dazu möchten wir in Folge ein paar Gedanken mit euch teilen, die bei der Pflege unserer Weingärten omnipräsent sind und die oben angesprochene regenerative Bewirtschaftungsstrategie beeinflussen.

 

Kultivieren = den Boden pflegen

Ein Teil unserer Aufgabe als Winzer besteht darin, unsere Weingärten zu kultivieren und in die Natur einzugreifen. Bei der regenerativen Landwirtschaft geht es uns darum, das natürliche Gleichgewicht möglichst wenig zu stören und eine Balance zwischen Natur und Kultur zu schaffen (oder wiederherzustellen). Dazu gehört das Verständnis, dass die Bodenfruchtbarkeit und das Bodenleben der Schlüssel zu einem sich selbst regenerierenden Ökosystem sind.

Gerade bei der Rebe drücken sich die Herkunft, die Lage, die Aktivität des Bodens und die Gesundheit der Pflanze in vielfältiger Weise in den Früchten und im späteren Wein aus. Als besonders anspruchsvolle Kulturpflanze braucht dei Rebe genügend Luft an den Wurzeln und ist eher empfindlich gegenüber verschiedensten Krankheiten. Umso wichtiger ist es, dass ein nährstoffreicher, lockerer Boden und ein gesundes und biologisch aktives Bodenleben für eine harmonische Ernährung sorgen, Stress mindern und die Resilienz der Weinstöcke fördern. Wir wollen die Reben in die Lage versetzen, sich die für ein gesundes Wachstum notwendigen Kräfte selbst aus dem Boden zu holen. Im Zusammenwirken von Pflanzen, Bodenorganismen und Mykorrhiza-Pilzen können alle notwendigen Nährstoffe vom Boden bereitgestellt werden und müssen nicht in Form von chemisch-synthetischen Kunstdüngern von außen zugeführt werden. Die mikrobielle Aktivität, die Porenraumschaffung und die Wasserhaltekraft des Bodens hängen direkt zusammen und sind über den Humusaufbau, als über den Kohlenstoffkreislauf, steuerbar.

Die erste Voraussetzung ist es, genügend Platz im Boden zu schaffen, damit Luft, Wasser und Wurzeln ihn durchdringen können. Bodenverdichtungen, wie sie etwa durch das Befahren mit dem Traktor entstehen können, können wir anhand einer Spatenprobe erkennen und diese dann „behandlen“. Das ist wichtig, denn verdichtete Böden leiden unter einem gestörten Luft- und Wasserhaushalt. Es fehlen dann ausreichend Hohlräume (= Bodenporen), in die der Regen zügig versickern und pflanzenverfügbar gespeichert werden kann. Die Bodenporen dienen aber auch den Bodenorganismen als wichtige Lebensgrundlage. Dieses Bodengefüge wird dann mit Hilfe von Wurzelausscheidungen und Bakterienschleimen weiter stabiliseren. In einem gesunden, fruchtbaren Boden finden wir lebendverbaute Gefügeformen (Krümelgefüge) vor, die durch diese mikrobielle Aktivität enstehen, sowie feinste Haarwurzeln und Pilzhyphen, die das Gefüge verstärken. Die Bodenstruktur ist eine dynamische Eigenschaft des Bodens, die wir stets im Blick behalten und an der wir stets arbeiten müssen.

Verdichtungen brechen wir alternierend alle ein bis zwei Jahre auf und wechseln die „Fahrgasse“ (jede zweite Zeile). Prinzipiell besitzten Reben ein nicht sehr fein verzweigtes, aber dafür sehr ausgedehntes Wurzelsystem, weswegen es besonders wichtig ist, dass der nährstoffreiche Oberboden durchwurzelt und genutzt werden kann. Tiefliegende Verdichtungen (tiefer als 30 cm) werden in der Regel bei der Neuanlage eines Weingartens mit einem nach unten stechenden Tiefenlockerer behandelt (ohne den Boden zu durchmischen). So können die Reben später ohne großen Widerstand tiefe Wurzeln ausbilden, was sie besonders in Trockenperioden weniger anfällig für Trockenstress macht. Unser Augenmerk gilt der Mittelkrume (10-30 cm Tiefe), die für die Pflanzenernährung essenziell ist. Dieser Unterboden wird von uns regelmäßig und zu bestimmten Zeitpunkten gelockert und mit den Feinwurzeln eines Begrünungsgemenges stabilisiert. Bei der Lockerung wird der Boden nicht gewendet oder durchmischt, das ist wichtig. Wir brechen ihn lediglich auf und heben ihn an, wodurch er in kleine Stücke zerbricht und viele feine Risse bildet, die relativ schnell von den Wurzeln einer Begrünungsmischung weiter aufgebrochen werden (und auch vom Winterfrost weiter „zersprengt“ werden). Die Wurzeln können so wesentlich leichter und schneller in den Boden eindringen und mit den Mikroorganismen und Pilzenmyzelen zusammenarbeiten, um Nährstoffe für die Rebe aufzuschließen und das Porengefüge zu stabiliseren.

Der biologisch aktivste Bereich des Bodens, die oberste Bodenschicht (5-10 cm), ist der einzige Bereich, der bei der Bodenbearbeitung durchmischt werden darf, und zwar wenn wir die bestehende Begrünung in die Muttererde einarbeiten. So wird die Integrität der Bodenhorizonte erhalten. Würden wir tiefer pflügen, würden wir die Mikroorganismen in tieferen Schichten ersticken. Sofort nach der Lockerung werden wieder Begrünungspflanzen eingesät, um den Boden „lebendig zu verbauen“.

 

Begrünung

Es ist gar nicht lange her, da waren viele Weingärten reine Erdflächen, in denen nichts Grünes wuchs, außer eben die Reben. Das kann man sich heute kaum vorstellen, aber auch hier haben neue Erkenntnisse zu einem Umdenken geführt. Die Begrünung, die wir heute anbauen, dient mit ihren schönen Blüten und unterschedlichen Pflanzenarten nicht nur der Biodiversität im Weinberg. Sie dient vor allem als Erosionsschutz, verbessert die Bodenstruktur und Wasserhaltekraft, beschattet den Boden und bildet eine gewisse Barriere zum Wind, was vor Austrocknung schützt. Außerdem können wir damit den Befahrdruck des Traktors abpuffern, wenn wir beispielsweise mit der Spritze hineinfahren. Pflanzenwurzeln und organische Kreisläufe sind auch maßgeblich am Aufbau der Porensysteme beteiligt, die für uns so essenziell sind.

Als Nahrungsangebot für das Bodenleben (Regenwürmer, Mikroorganismen, …) bildet die Begrünung die Basis für eine hohe biologische Aktivität und Nährstoffdynamik. Besonders wenn vielfältige Pflanzenwurzeln zur Verfügung stehen, fördern wir die Diversität des Bodenlebens, entscheidender Bestandteil eines fruchtbaren Bodens. Die Hauptmasse des Bodenlebens bilden Pilze und Pilzfäden (über 50%), hinzu kommen Bakterien, Würmer und andere tierische Lebewesen. In einem Kubikzentimeter fruchtbarer Erde leben bis zu 100 Millionen Mikroorganismen, das sind ungefähr 10 Tonnen pro Hektar. Ein Teelöffel fruchtbare Erde enthält mehr lebende Organismen als es Menschen auf der Welt gibt. Diese Zahlen sind kaum fassbar und haben uns ebenso erstaunt wie alle anderen. Das macht also deutlich, welche Bedeutung die Bodenpflege und die Vielfalt der Pflanzengesellschaft für das Bodenleben haben, dass für uns überlebensnotwendig ist.

Bei der Zusammensetzung der Begrünungsmischung achten wir darauf, dass verschiedene Leguminosenarten, diverse Kräuter und auch ein kleiner Anteil Gräser enthalten sind. Besonders Leguminosen (Klee, Erbsen, etc.) sorgen für eine intensive Durchwurzelung und Anregung des Bodenlebens. Über Knöllchenbakterien fixieren sie nebenbei Stickstoff aus der Luft und machen ihn bei Bedarf pflanzenverfügbar. Der Stickstoff ist entscheidend für das Rebwachstum (und die spätere Vergärung, da auch die Hefe sich davon ernährt). Deswegen arbeiten wir mit einem hohen Leguminosen-Anteil. In unserer Begrünung finden sich sowohl Schnellkeimer, die den Boden schnell bedecken, als auch Langsamkeimer, die sich erst später im Jahr entwickeln, sowie mittelhohe und höher wachsende Pflanzen. Knapp die Hälfte unserer Begrünung besteht aus Tiefwurzlern, die auch die tieferen Schichten biologisch aufbrechen und belüften. Die Begrünung wird im Laufe der Vegetationszeit gezielt gestört, also gemulcht (gemäht) oder gewalzt, je nach Witterung. So setzen wir gezielt Nährstoffe im Boden frei, regenerieren diesen und fördern das Wachstum und die Gesundheit der Reben und des gesamten Ökosystems. Mit diesen Maßnahmen gelingt es uns, die Humusgehalte im Boden zu erhalten und auch zu erhöhen, was sich sehr positiv auf die Wasserspeicherfähigkeit auswirkt, denn 1% mehr Humus kann bis zu 430 m³ mehr Wasser pro Hektar speichern. Das wird in Zeiten von längeren Trockenperioden, wie sie der Klimawandel mit sich bringt, entscheidend sein. Hinzu kommt, dass dadurch auch Starkregenereignisse zu keinem Bodenverlust führen, da die Muttererde fixiert ist und durch die lockere Struktur einen Teil des Wassers auch aufnehmen kann. Wir machen unsere Weingärten zukunftsfit.

 

 

Biodiversität

Biodiverse Systeme haben nicht nur effektivere Nährstoffkreisläufe. Eine vielfältige und bunt blühende Begrünung lockt nützliche Insekten an, die Schädlinge auf natürliche Weise in Schach halten. Die Insekten wiederum locken Vögel und andere Kleintiere an, die ebenfalls von der erhöhten Nahrungsverfügbarkeit und den verbesserten Lebensbedingungen profitieren. Ein gesunder Nützlings-Kreislauf entsteht. Deswegen liegt es nahe, dass wir auch in den Randbereichen der Weingärten natürliche Lebensräume erhalten oder schaffen. Wir pflegen diverse Obstbäume, Böschungen, Hecken und Wildblumenwiesen, anstatt alles umzumähen. Bäume werden bewusst rund um den Weingarten gepflanzt und dienen uns hauptsächlich als Windschutz, was wiederum die Verdunstung im Weingarten reduzieren soll. Schritt für Schritt entstehen dabei Lebensräume für alles was kriecht, springt, fliegt und krabbelt. Ein ökologisches Gleichgewicht stellt sich ein. Wir haben Nistkästen installiert, um fast verschwundene und nützliche Vogelarten wieder anzusiedeln, wie Wiedehopf und Steinkauz (eine kleine Eule, die es uns als Weingut mit der Eule besonders angetan hat). In Zukunft sind auch Biodiversitätsinseln in unseren größeren Weingärten geplant. Darüber können wir bald berichten, sobald die erste Insel angelegt ist.

Besonders tiefgreifende und positive Auswirkungen auf die Biodiversität und die ökologische Stabilität im Weingarten hat auch der Verzicht auf Herbizide und Insektizide. Diese haben wir schon vor Jahrzehnten verbannt. Ohne den Einsatz dieser Gifte können sich natürliche Pflanzengemeinschaften und Insektenpopulationen ungehindert entwickeln und entfalten. Insektizide, die zur Kontrolle von Schädlingspopulationen verwendet werden, können selbstverständlich auch nützliche Insekten wie Bestäuber (z.B. Bienen, Schmetterlinge) und natürliche Feinde von Schädlingen (z.B. Marienkäfer, Florfliegen, Spinnen, Raubmilben) umbringen. Stattdessen setzen wir auf natürliche Nützlingspopulationen und natürliche Methoden wie das Ausbringen von Pheromonen (was im Kamptal kollektiv von der Winzerschaft prakziziert wird), mit deren Hilfe wir den Traubenwickler bekämpfen. Die Duftstoffe werden normalerweise von den Weinbchen abgesondert, um die Männchen zur Paarung zu sich zu lotsen. Die Raupen richten dann teils große Schäden an den Trauben an. Wir wollen diese Paarung also verhindern. Wegen der Pheromone im ganzen Weingarten findet das Männchen leider keine Weibchen mehr. Sorry.

Mit dem Verzicht auf Instektizide gedeiht also eine Nützlingspopulation, die Schädlingspopulationen auf natürliche Weise reguliert. Das Ökosystem wird dadurch resilienter und weniger anfällig für Schädlingsausbrüche. In Folge wird der Bedarf an chemischen Eingriffen weiter reduziert. Eine Win-Win-Situation.

 

Kompost

Ein Schlüsselaspekt der regenerativen Landwirtschaft liegt auch in der gezielten Ausbringung von hochwertigem Kompost (und Komposttees, um Mikroorganismen in den Boden einzubringen). Bei uns werden die organischen Abfälle, die bei der Produktion unserer Weine anfallen, wie Stiele, Schalen und Geläger (Trubstoffe), kompostiert. Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze zersetzen das organische Material und wandeln es innerhalb einiger Wochen in humusreiche Erde um. Das Rebholz, das sich beim Rebschnitt in den Zeilen sammelt, wird nicht von uns kompostiert, sondern im Weingarten gehäckselt und später in den Boden eingearbeitet, um die Bodenstruktur zu verbessern.

Unseren Kompost bringen wir abwechselnd in verschiedenen Weingärten aus und rotieren so über mehrere Jahre durch alle Rebanlagen. Manche Weingärten erhalten etwas mehr, andere wiederum etwas weniger. Wir gehen auf jeden Weingarten individuell ein. Die Reben zeigen es uns während der Vegetationszeit (was auch beim Rebschnitt eine Rolle spielt). Auf diese Weise führen wir dem Boden einen Großteil der Nährstoffe, die wir bei der Ernte der Trauben entnehmen, wieder zurück. Gleichzeitig stabilisieren wir ihn und verbessern seine Struktur, die lockerer wird und eine bessere Wasserinfiltration und Wurzeldurchdringung ermöglicht. Durch die Erhöhung des Gehalts an organischer Substanz schaffen wir ausgeglichene Temperatur-, Feuchtigkeits- und Bodenluftverhältnisse und stimulieren die Aktivität der Bodenorganismen, die sich über den Nährhumus freuen und den Nährstoffkreislauf weiter aufladen. Die Nährstoffanreicherung und die Versorgung der Rebe sind natürlich zentrale Aspekte der Kompostwirtschaft. Als Folge eines mehrjährigen Einsatzes von Kompost und regenerativem Bodenmanagement wird der Boden in die Lage versetzt, selbst ausreichend Mineralstoffe für die gute Entwicklung der Reben zu liefern. Durch die Bereitstellung einer reichen Umgebung für Bakterien, Mykorrhiza-Pilze und Würmer trägt der Kompost zur Steigerung der biologischen Vielfalt im Boden bei. Besonders Mykorrhiza-Pilze sind interessante Akteure im Boden, die wir fördern möchten. Sie verbinden sich mit den Rebwurzeln und erweitern so deren Reichweite. Diese geniale Partnerschaft ermöglicht einen intensiven Austausch von Nährstoffen und Wasser zwischen den Pilzen und den Pflanzen. Die Mykorrhiza agiert gewissermaßen als verlängerter Arm der Wurzeln und verbessert dadurch die Nährstoffaufnahme und sogar die Trockenheitstoleranz.

Noch ein wichtiger Punkt: Das Ausbringen von Kompost und das Mehr an organischem Material reduziert die Mobilität und die Bioverfügbarkeit von Kupfer im Boden und kann so auch die negativen Auswirkungen auf das Bodenleben mildern. Das macht diese Praktik für Bio und Biodyn Weingüter in Bezug auf Pflanzenschutzmaßnahmen eigentlich unverzichtbar. Beim Abbau von Pflanzenrückständen wird ein Teil des Kupfers in die organische Substanz integriert. Kupferionen können sich unter anderem an organische Materialien wie Humus, Tonminerale und organische Kolloide binden. Auch die Mikroorganismen im Boden können das giftige Schwermetall immobilisieren, indem sie es in ihre Zellstrukturen einbauen oder es an Exsudate (Ausscheidungen) binden. Diese Exsudate sind übrigens auch verantwortlich für die krümelige Struktur guter Erde, die ein Zeiger für ein hohes Maß an biologischer Aktivität im Boden ist.

 

Landschaft gestalten

Woran erstmal niemand denkt ist, dass Landschaftsdesign ebenfalls eine entscheidende Rolle spielt. Durch eine durchdachte Gestaltung der Landschaft können natürliche Prozesse unterstützt und verstärkt werden, was zu einer erhöhten Bodengesundheit, Wasserhaltekraft und Biodiversität führt (oder Landwirtschaft überhaupt erst ermöglicht). Über die strategische Platzierung von Windschutzstreifen, Hecken und Baumpflanzungen zur Reduzierung von Bodenerosion und zur Schaffung von Mikroklimaten, die der Austrocknung entgegenwirken, haben wir oben bereits gesprochen. Der Bodenaufbau und das Wassermanagement sind zentrale Aspekte bei der Bewirtschaftung. Wasser ist ein kostbares Gut, deswegen macht es nur Sinn, es möglichst effektiv zu nutzen und nach Möglichkeit auch zu speichern. Mit Hilfe teils uralter Techniken wie dem Anlegen von Terrassen, konturierten Gräben und Teichen, können wir Regenwasser besser in der Landschaft verteilen und eben auch speichern. Alle Weingärten die wir so gestalten würden, wären prinzipiell resistenter gegenüber Dürre und Hitzeperioden. Das ist für Kollegen in diversen anderen Weinbaugebieten vielleicht weniger relevant, macht bei uns im Kamptal aber viel Sinn. Eigentlich sind wir mit durchschnittlich 450 Liter Regen pro Quadratmeter und Jahr ein eher trockenes österreichisches Weinbaugebiet. Das haben schon die Mönche im Mittelalter erkannt. Die haben unsere Landschaft im Grunde schon vor Jahrhunderten mit Terrassen optimiert. Zum Glück hatten sie viel Zeit. Eigentlich kennen wir die Vorteile von Terrassen seit der Antike. Die Mönche haben den Terrassenbau mit ihrem Wissen über Topografie, Hydrologie und Bodenkunde weiterentwickelt und verfeinert. Das wichtigste ist, dass Terrassen der Bodenerosion entgegenwirken. Erst dadurch konnte sich auf manch kargem Hang ein fruchtbarer Boden bilden. Heute sind diese Lagen bekannt für ihre herausragenden Weine, etwa der Heiligenstein. Mit Terrassen können wir auch verhindern, dass Wasser unkontrolliert die Hänge hinunterfließt und wertvollen Oberboden mit sich reißt. Außerdem kann das Wasser nun langsam versickern und ist länger verfügbar für Pflanzen und Bodenorganismen, die wiederum den fruchtbaren Boden weiter aufbauen. Ein intelligentes System, das seit Generationen Bestand hat.

Das Anlegen von Teichen ließe sich bei uns im Kamptal ebenfalls umsetzen, um abfließendes Regenwasser zu sammeln und über Bewässerungen wieder langsam in den Weingärten versickern zu lassen. Das ist ein Grundprinzip des Keyline-Systems, über das man viel Lesen wird wenn man sich mit regnerativer Landwirtschft beschäftigt. Es müsste als Projekt allerdings groß angelegt werden. Das ganze Gebiet müsste die Investition tragen, mitwirken und zusammenarbeiten, denn es sollte ausgeklügelt sein. Momentan bleibt es erstmal eine Vision, ein Projekt für die Zukunft. Eines Tages könnte es uns in besonders trockenen Jahren und bei niedrigen Wasserständen viele Vorteile bringen. Nicht nur, weil wir die Reben vor übermäßigem Trockenstress bewahren könnten, sondern auch, weil durch die Verteilung des Regenwassers und die langsame Verdunstung die ganze Landschaft gekühlt wird.

 

Die Bedeutung von Handarbeit

Neben all den bodenverbessernden Maßnahmen, die wir setzen, ist auch die händische Rebstockpflege essenziell. Und zwar nicht nur, um später gesunde Trauben zu ernten, sondern vor allem, um die Durchfahrten mit schweren Maschinen auf ein Minimum reduzieren zu können. Auch so versuchen wir, den Boden als unser wichtigstes Gut zu schützen. Schneiden, Binden, Ausbrechen, Einstricken, Entblättern, Auslesen, Selektieren und Ernten. Das alles sind präzise und wohl überlegte Handgriffe, bei denen wir individuell auf alle Bedürfnisse der Reben eingehen können. Das wäre mit Maschinen einfacher und günstiger, aber für das Ökosystem Weingarten und die Qualität der Trauben sicher nicht besser. Das unterscheidet letztlich auch den handwerklichen Weinbau vom industriellen. Die Liebe zum Detail und der bewusste Mehraufwand versus die Produktion einer möglichst billigen Flasche Wein. Natürlich sollten wir auch über die Errungenschaften der Technik sprechen. Über all die Möglichkeiten, die moderne Geräte heute versprechen, um ökologische Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz zu vereinen. Auch wenn moderne Erntemaschinen mittlerweile sehr gute Ergebnisse liefern, sind sie immer noch extrem schwer und zerstören das Bodengefüge in JEDER Zeile. Auch hier setzen wir lieber auf die händische Lese, bei der wir jede Traube am Stock selektieren können und bei der auch mehrere Lesedurchgänge möglich sind. So kommen wir zum besten Ergebnis, in jeglicher Hinsicht. Die Industrialisierung hat zwar längst Einzug gehalten in der Weinwelt, wir sehen Wein aber trotzdem noch als Handwerksprodukt mit Seele. Der Boden und die Natur sind hierbei unsere größten Verbündeten, das sollte aus diesem Beitrag (und aus DIESEM) klar hervorgegangen sein.

In vielen Weinregionen der Welt ist die Pflege der Weinberge und die Produktion von Wein eine Tradition, um die herum sich ganze Kulturen gebildet haben und die somit kulturelle und soziale Werte erhält. Die Arbeit aller Landwirte ist unglaublich wertvoll, das scheinen viele oft zu vergessen! Auch wenn es manchmal echt anstrengend ist, schafft Handarbeit Arbeitsplätze und fördert die lokale Wirtschaft. Auch das ist ein Mehrwert. Leider sind Mitarbeiter in unserer Branche heute nur noch schwer zu finden, selbst bei sehr guter Bezahlung. Sie kommen oft von weit her. Vielleicht wird gerade deswegen eine technologische Revolution eines Tages die Folge sein (müssen), mal sehen.

 

Abschließende Gedanken

Abschließend möchten wir betonen, dass auch die regenerative Landwirtschaft noch nicht auf alle unsere Fragen umfassende Antworten bereithält. Einige dieser Antworten existieren noch gar nicht oder sind unvollständig geklärt. Doch dieser Ansatz kommt unserem Verständnis von ökologischer (und ökonomischer) Nachhaltigkeit durch seine Flexibilität und die Loslösung von vorgefertigten Pfaden deutlich näher als alle anderen, die uns bekannt sind. Besonders wertvoll ist, dass diese Bewirtschaftungsphilosophie die Anwender befähigt, auf die individuellen Gegebenheiten eines Jahres und einer Region adäquat zu reagieren – dynamisch und adaptiv, unabhängig von starren und vorgedachten Regeln, aber mit einem tiefen Verständnis für die natürlichen Prozesse. Das stellt für uns einen signifikanten Mehrwert dar, einen, den wir in dieser Form in keinem anderen Bewirtschaftungssystem finden können und den auch leider viele gut gemeinte Zertifizierungen meist nicht vollständig ermöglichen (was nicht heißt das sie schlecht sind, aber eben auch nicht ideal). Am Ende liegt es natürlich am Anwender, zu entscheiden was zu tun ist und das Potenzial dieses Ansatzes voll auszuschöpfen.

Teilt gerne eure Meinung mit uns.