01. March 2022

Retrospektive: Jahrgang 2021

Ein seltenes Glück! 2021 wurden alle Erwartungen übertroffen. Nach anhaltender Trockenheit in der ersten Jahreshälfte, dem markanten Kälteeinbruch im späten Frühjahr (2021 war ein Spätzünder!) und einem von Unwettern geprägten Sommer, begann pünktlich zur Lese ein goldener Herbst wie er im Buche steht. Die Vorlage der Natur war am Ende einfach grandios: die späte Ernte, die gute Wasserversorgung der Reben, die kühlen Nächte in denen sich das hochfeine Aroma ausgebildet hat und die unglaublich saftige Säure. Wir sprechen wohl von einem der besten Jahrgänge seit den späten 90er Jahren (1997 / 1999)! Hier erzählen wir euch, wie wir das Weinjahr 2021 erlebt haben:

 

Winter

Der Winter beginnt schneereich, regelmäßig fallen die weißen Flocken vom Himmel. Der Schnee bleibt auch meist über mehrere Tage liegen. Im Jänner bleibt es durchwegs kalt und die Reben sind tief im Winterschlaf. Der Februar ist dann schon eine Spur milder. Auch mit dem Rebschnitt geht es ohne Probleme voran, bis auf gelegentlichen Schneefall bleibt es weitgehend trocken. Am 8. Februar bewundern wir beim schneiden die vereisten Triebe, die nach einem Eisregen und eiskalten Temperaturen vollkommen vom Eis umschlossen sind. Ein genialer Anblick!

Frühling

Im März haben wir es im Kamptal einigermaßen kühl. Wieder ist die Trockenheit ein Thema. Wir sind froh, dass wir noch gute Wasserreserven aus dem nassen Herbst 2020 haben. Selbst wenn die Niederschläge rar bleiben, sollten sich die Reben gut entwickeln können. In tieferen Schichten finden die Tiefwurzler genügend Feuchte vor. Den Rebschnitt beenden wir Anfang März. Wir roden noch zwei alte Anlagen und treffen Vorbereitungen für das Anbinden und diverse Reperaturarbeiten am Drahtrahmen. Nach einem kurzen und intensiven Frühlingserwachen wird es plötzlich richtig kalt. Das heißt für uns, wir haben noch ein paar Wochen Zeit bevor die Reben austreiben. Unser Kompost ist Anfang April reif und duftet wunderbar erdig. Die gewonnene Zeit rund um die polare Kälte nutzen wir und füttern die Reben. Der Tresternkompost wird großzügig in ausgewählten Weingärten verteilt. So bringen wir Nährstoffe und Leben in unsere Böden.

Die ungewöhnlich kühle Phase hält unerwartet lange an. Wir kümmern uns um die alten Terrassen und pflegen die Böschungen. Die Knospen öffnen sich schließlich erst Ende April, mit dem Vorteil, dass die Gefahr von Spätfrösten zu diesem Zeitpunkt kaum noch gegeben ist. Die jungen Triebe wachsen aufgrund der anhaltenden Kälte nur langsam. Überschüssige Triebe brechen wir nun aus der sich entwickelnden Laubwand aus. Damit haben es die Trauben im Sommer schön luftig. Bis auf gelegentliche Regenschauer bleibt es den gesamten Frühling über sehr trocken und bis Ende Mai auch überdurchschnittlich kühl. Im Mai beginnt die Pflanzenschutz-Saison und das Projekt „Kupferfreier Pflanzenschutz" geht in die nächste Runde. Wir schützen rund ein Drittel unserer Rebfläche mit einer Mischung aus Kräuterextrakt, Netzschwefel und Gesteinsmehl. So regen wir die Abwehrmechanismen der Pflanze auf natürliche Weise an. Die Kräuterbiologie (bestehend aus Basilikumkraut, Brennnessel, Eibisch, Thymian, Brombeere, Schafgarbe etc.) macht die Regulationsmechanismen der Natur für uns nutzbar. Ein positives Milieu von Mikroorgansimen besiedelt dabei die Pflanzen und verdrängt Pilze und andere Schaderreger. Ein spannendes Konzept, dass gut funktioniert!

Sommer

Im Juni wird es richtig heiß! Die Blüte setzt in diesem Jahr erst sehr spät ein, am 17. Juni geht es los. Wegen der hohen Temperaturen sind alle Gescheine bereits innerhalb weniger Tage verblüht. Der markante Sprung in der Temperaturkurve bleibt nicht ohne Folgen. Es braut sich was zusammen. Schon während der Blüte beginnt eine Serie heftiger Unwetter. Örtliche Überflutungen, Orkanwinde und Hagel sind die Folge. Erst hagelt es mitten in die Blüte, später trifft es auch die sich entwickelnden Trauben. Besonders stark sind die Lagen Kittmannsberg, Schenkenbichl, Steinhaus und Käferberg betroffen. Zum Glück haben wir bereits ein paar Hektar mit Hagelnetzten geschützt. Wo das nicht der Fall ist, sieht es schlecht aus. Die Trauben, Blätter und Triebe sind teils stark beschädigt. Das kostet uns am Ende rund 15% unserer Ernte.

Im Juli und August bekommen wir einiges an Niederschlag. Der viele Regen ist einerseits ein Segen für Reben, Gärten und unsere Obstbäume, andererseits bedeuten die häufigen Niederschläge hohen Pilzdruck, Mehltaubefall, kleine Arbeitsfenster und oftmals vollen Einsatz am Wochenende. Denn bei gleichzeitig sommerlichen Temperaturen explodiert das Rebenwachstum förmlich und wir haben alle Mühe, mit den Arbeiten nachzukommen. Wir müssen schnelle Entscheidungen treffen. Unsere Strategie geht am Ende voll auf und sorgt für wunderschönes und gesundes Traubenmaterial, zur großen Freude des gesamten Teams! Mit der sich ausbildenden Wachsschicht der Beeren im August ist die Gefahr einer Ansteckung mit Pilzkrankheiten schließlich gebannt und wir können uns wieder ein wenig entspannen. Die Temperaturen pendeln sich ein, es ist sehr angenehm draußen, alles ist wunderbar grün und die Trauben werden langsam reif. Wegen des späten Austriebs verzögert sich auch die Reife. Es zeichnet sich ein Lesebeginn im späten September ab. Es sieht nach einem perfekten Ausgangspunkt für ein großes österreichisches Weinjahr aus!

Herbst

Der regenarme und sonnenreiche September leitet die letzte Reifephase unserer Trauben ein. Sie strahlen bei herrlichem Altweibersommer-Wetter mit den Winzern um die Wette. Die gute Wasserversorgung der Reben in Kombination mit den kühlen August- und Septembernächten, lässt uns auf besonders feine Aromen hoffen.

20. September: Die Sonne scheint nun seit einigen Tagen ohne Unterbrechung, es hat weiter abgekühlt, der Fruchtzucker in den Trauben steigt rasch an und das Aroma ist hervorragend. Wir machen uns an die Arbeit. Die Lese-Scheren werden gezückt! Traditionell beginnen wir mit unserem Muskat Ottonel, an dem bereits die Wespen naschen. Direkt im Anschluss nehmen wir die Junganalagen in Angriff. Hier reduzieren wir den Ertrag im Sommer stark ein, um die Stöcke nicht zu überlasten. Die Trauben sind daher meistens deutlich früher reif als die der alten Reben.

Unglaublich wie flott wir unterwegs sind, dass genaue Gegenteil von 2020. Der Traktor dreht Runde für Runde und bringt das selektierte Traubenmaterial noch kühl in den Keller. Bei herrlichem Sonnenschein und mit perfekt gesunden Trauben macht die Lese 2021 besonders Spaß! Die frisch gepressten Moste zeigen bereits deutlich die Fruchtintensität des Jahrgangs an. Nach der Ernte unserer Basisqualitäten geht’s direkt weiter mit Pinot Noir, den ersten Burgundern und Rieslingen und zum Teil mit den Veltliner Top-Lagen. Das ideale Erntezeitfenster ist beim Veltliner dieses Jahr doch deutlich kürzer als im vergangenen Jahr. Die Säure ist auch Mitte/Ende Oktober noch hoch. Die Extraktwerte und die damit verbundene Dichte sind beeindruckend. Insgesamt zwei kurze Regenschauer unterbrechen die Lese im Oktober, ansonsten lacht die Sonne non-stop, sowas hatten wir schon lange nicht, wir sind motiviert!

Unsere Burgunder und fast alle Veltliner Weingärten sind mit Ende Oktober abgelesen. Ebenso haben wir bereits einen guten Teil unseres Rieslings, überwiegend für den Ortswein, im Keller. Die Rieslinge im östlichen Kamptal haben bei der Reife die Nase vorn, im Nordwesten zieht sich die Lese noch bis Mitte November, ehe wir die letzte Traube im Steinhaus vom Stock schneiden. Die Natur beschenkt uns reichlich mit genialen Qualitäten. Uns steht die Freude unübersehbar ins Gesicht geschrieben! Die ersten Moste haben die Gärung bereits abgeschlossen, die Jungweine sind intensiv und saftstrotzend. Einer der besten Jahrgänge seit der Jahrtausendwende liegt nun im Keller. Wie immer geben wir unseren Weinen möglichst viel Zeit für ihre Entwicklung. Wir freuen uns schon darauf, das Ergebnis unserer Arbeit mit euch zu teilen. Der Frühling kann kommen!